’Timelessness’ - Das Konzept der „Zeitlosigkeit“ am Beispiel der Gestaltung von Lella und Massimo Vignelli


Wintersemester 2024/2025

Der Terminus „Zeitlosigkeit“ wird in unterschiedlichsten Kontexten verwendet und suggeriert dadurch zunächst den Eindruck eines klar umrissenen Konzepts. Eine allgemeingültige Definition des Begriffs konnte – jedoch aufgrund seiner Komplexität und Vielschichtigkeit – bis heute nicht abschließend geklärt werden. Wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit dem Thema sind bislang begrenzt, divergierend und mitunter kontrovers. Während Zeitlosigkeit in einigen Diskursen als utopisches Ideal betrachtet wird, ist der Begriff im Kunst- und Designkontext häufig positiv konnotiert und wird meist unreflektiert als Qualitätsmerkmal für „gutes“ Design verwendet. Das fortwährende Streben vieler Designer*innen nach vermeintlich zeitloser Ästhetik verweist auf die anhaltende Relevanz dieses nach wie vor schwer greifbaren Konzepts.
 

Eine zentrale Position nehmen hierbei Lella (1934–2016) und Massimo Vignelli (1931–2014) ein. Das italienische Designer- und Architektenpaar versteht Zeitlosigkeit nicht nur als realisierbares Gestaltungsziel, sondern als fundamentales Ideal, das in all ihren Entwürfen angestrebt wird. Anhand ausgewählter Projekte ihres vielfältigen Œuvres werden in der Masterthesis zentrale Prinzipien ihrer Designphilosophie analysiert, darunter geometrische Klarheit, Minimalismus, Funktionalität sowie eine bewusst reduzierte Farb- und Materialauswahl. Zudem werden Spannungsfelder aufgezeigt, die sich aus der kontrovers diskutierten Auffassung des Zeitlosigkeitsbegriffs ergeben. Ein Fallbeispiel bildet die 1972 von dem Designerpaar gestaltete Karte der New Yorker U-Bahn, die hinsichtlich ihrer ästhetischen Konzeption und praktischen Anwendbarkeit untersucht wird. 
 

Ziel ist es, die ideologischen und kulturellen Beweggründe des vignellischen Strebens nach einer für viele unerreichbar geltenden zeitlosen Ästhetik zu rekonstruieren und zu prüfen, ob und inwiefern ihre Gestaltung diesem Anspruch gerecht wird. Kann das Schaffen der Vignellis letztlich als „zeitlos“ charakterisiert werden?