SHE LOOKS UP TO THE SKY - WHERE NO SKY IS

SHE LOOKS UP TO THE SKY – WHERE NO SKY IS - Zur Strenge und Softness von Bildern der Überwachung


Sommersemester 2025

@moment_on_earth

Die Recherche an dieser Arbeit ist durchzogen von meinem eigenen persönlichen und künstlerischen Umgang mit dem Material der Überwachungskameras. Seit 2013 beschäftige ich mich mit dieser besonderen Art von Bildern. Auf diversen Internetseiten, mit öffentlich verfügbaren Webcams, verbringe ich seitdem zahlreiche Stunden und klicke mich dabei von Bars in Barcelona bis zu Giraffen im Nationalpark von Namibia oder beobachte, wie Jahr für Jahr der Weihnachtsbaum am Rathausplatz in Bad Wildungen aufgebaut wird. Die Gleichzeitigkeit der Geschehnisse, die Verbundenheit mit diesen Echtzeit-Momenten üben eine eigenartige Faszination auf mich aus. Auch das Gefühl, dass sich jederzeit etwas Außergewöhnliches ereignen könnte, sowie das Phänomen, durch ein Fenster nach außen zu schauen, dabei aber vollkommen unbeobachtet zu bleiben, prägen diese Erfahrung. Aus dem Bedürfnis heraus, diese Momente festzuhalten, sie aus dem „Strom der Bilderflut“ herauszureißen und mit Bedeutung aufzuladen, entstand das Instagram-Archiv moment_on_earth. Die Masterthesis stellt den Versuch dar, eine Sprache für die erfahrenen Phänomene zu finden. Dabei stehen die beiden titelgebenden Begriffe Strenge und Softness exemplarisch für den Zwiespalt der Technologie und einen möglichen Ausweg aus der eindimensionalen Perspektive eines überwachenden, strengen Blicks von oben – hin zu einem soften Zugang, der in Formen der Überwachung dem fürsorglichen und liebevollen Blick Beachtung schenkt. Denn im Sinne Millers, der betonte, dass „die Dinge, die wir machen, uns machen“¹, entwerfen die Videokameras, die zur Überwachung der Welt installiert wurden, die Welt selbst mit. Und die Sprache, die für ihren Einfluss innerhalb der Welt und Gesellschaft gefunden wird, schafft gleichsam die Grundlage für ihr mögliches Wirkungsfeld und ihr genutztes Potential.

¹ Miller, Daniel: Materiality (Politics, History, and Culture). Durham, 2005, S. 38.
„the things that people make, make people“ (Eigene Übersetzung).