Polizeifotografien – oder genauer gesagt erkennungsdienstliche Porträts – sind seit dem 19. Jahrhundert nicht nur ein zentrales Instrument der Strafverfolgung, sondern auch fester Bestandteil unserer visuellen Kultur geworden. In populären Veröffentlichungsformen, wie der Bildberichterstattung, prägen sie als symbolisch stark aufgeladene Bilder nachhaltig die Vorstellung von Kriminalität und Abweichung in unserer Gesellschaft und tragen zugleich zur Kriminalisierung und Stigmatisierung bestimmter Menschengruppen bei. Heute gelangen derartige Bilder entlang moderner Bildzirkulationsmechanismen zunehmend in das Internet und die Sozialen Medien. Dort werden sie in zeitgenössische Medienpraktiken überführt und im Rahmen populärkultureller und ökonomischer Prozesse neu verortet. Doch was genau passiert, wenn Polizeifotografien ihren gewohnten Rahmen verlassen und nahezu uneingeschränkt innerhalb der Aufmerksamkeitsökonomie Sozialer Medien zirkulieren? Anhand des Instagram-Accounts mugshawtys, der seit 2015 fast täglich erkennungsdienstliche Porträts von Frauen veröffentlicht, geht die Masterarbeit Mugshawtys – Gefangen im Bild. Polizeifotografien auf Instagram im Spannungsfeld von Macht, Gender und digitaler Bildkultur eben dieser Frage in einer theoretischen Auseinandersetzung nach. Im Fokus steht dabei, wie sich die Funktion und Bedeutung von Polizeifotografien mit ihrem Übergang in die Sozialen Medien verschiebt und welche (geschlechts-)spezifischen Machtverhältnisse hierbei sichtbar werden. Aufbauend auf einer historischen Bilddiskursanalyse wird dafür das komplexe Zusammenspiel von Polizeifotografien, ökonomischer Interessen, Plattformlogiken und Bedeutungsproduktion herausgearbeitet und aufgezeigt, wie sich im Falle mugshawtys stereotype Wahrnehmungsmuster- und Darstellungsformen der ‚kriminellen Frau‘ mit neuen Bildpraktiken zu einem digitalen Spektakel der performativen Geschlechterkonstruktion verbinden.