Die Installation bildet einen begehbaren Erfahrungsraum, in dem Besucher:innen selbst recherchieren und gleichzeitig einen atmosphärischen Eindruck gewinnen können. Neben räumlichen Inszenierungen präsentiert sie zahlreiche visuell aufbereitete Informationen – von Plakaten, Flyern und UI-Elementen über Animationen bis hin zu einem ‚realen‘ Imagefilm des Jobcenters Groß-Gerau. Themen sind u. a. Bürgergeld, Vermittlungserfolge, Ungleichheit und gesellschaftliche Narrative rund um Arbeitslosigkeit.

Grundlage der Installation war ein künstlerischer Forschungsprozess mit umfangreichen Recherchen, u. a. beim Statistischen Bundesamt, der Agentur für Arbeit und der Hans-Böckler-Stiftung. Ergänzend habe ich eigene Eindrücke gesammelt: Besuche im Jobcenter Köln-Mülheim, Fotos, ein Bürgergeld-Antrag sowie Gespräche und Interviews mit Betroffenen.
Satire spielt in meinem Projekt eine zentrale Rolle, weil sie die Absurditäten bürokratischer Prozesse sichtbar macht. Strukturen, die im Alltag oft abstrakt, schwer greifbar oder unsichtbar bleiben, werden durch bewusste Überzeichnung deutlich erkennbar und leichter verständlich. Gleichzeitig schafft Satire Distanz: Anstatt rein dokumentarisch zu sein, eröffnet sie die Möglichkeit, Kritik zu üben und sorgt dafür, dass das Publikum nicht nur rational, sondern auch emotional reagiert.




Der Warteraum ist mit mehreren Industriesitzbänken, einem umgestalteten Nummernautomaten, Aufstellern und einer kleinen Kinderspielecke ausgestattet. Die Gestaltung ist bewusst karg und nüchtern gehalten.
Ergänzend zu den Infomaterialien – bestehend aus Plakaten, Handzetteln und Leporelloflyern – läuft auf einem großen Bildschirm ein Video, über das die Nummern aus dem Wartezimmer aufgerufen und den Mitarbeiter:innen zugeteilt werden. Nach einigen Minuten wird diese Abfolge durch einen Imagefilm unterbrochen, in dem sich das Jobcenter selbst inszeniert. Dieser Film orientiert sich an einem real existierenden Video des Jobcenters Groß-Gerau, wurde jedoch durch kleine Änderungen im Drehbuch ins Absurde übersteigert.
Gerade dieser Imagefilm bildet das Herzstück meiner Arbeit, da er das satirische Moment der gesamten Installation am deutlichsten sichtbar macht.
Auf dem Computer im Vermittlungsbüro läuft eine Animation, die das Programm simuliert, mit dem Arbeitslose im Jobcenter vermittelt werden. Aus einer nüchternen Zahlenreihe wird eine BG-Nummer ausgewählt – hinter jeder steckt zwar ein Mensch mit eigener Geschichte, doch im System wird er auf eine Nummer reduziert und in einen anonymen Verwaltungsapparat eingespeist. Schnell zeigt sich, wie begrenzt der Handlungsspielraum der Vermittlung ist: absurde Jobangebote und Maßnahmen bestimmen den Prozess.
Um diese Absurdität satirisch zu überspitzen, habe ich in den Zwischensequenzen kleine 8-Bit-Animationen eingebaut, die das Datenchaos visualisieren und die vergeblichen Versuche der Vermittlung verdeutlichen. Am Ende gerät das System ins Stocken, glitched und stürzt ab – bevor es sich automatisch neu startet.


