Green Facades - Architektonische Anwendung

Green Facades - Ein modulares Fassadenbegrünungssystem aus recycelten Ziegelsteinen.


Wintersemester 2024/2025
Lehrgebiet: Design by Technology

betreut durch:

In Kooperation mit dem IZF - Institut für Ziegelforschung Essen e.V.

Green Facades ist ein modulares Fassadensystem, das Stadtbegrünung und Materialkreislauf auf spannende Weise miteinander verbindet. Aus recyceltem Ziegelmehl entstehen mithilfe von keramischem 3D-Druck komplexe Module, die sich zu einer lebendigen, bepflanzbaren Oberfläche zusammensetzen. Die poröse Struktur speichert Regenwasser und unterstützt das Pflanzenwachstum direkt an der Gebäudefassade. So wird aus einer meist ungenutzten Wand ein ökologischer Resonanzraum. Green Facades versteht Gestaltung als aktiven Beitrag zum Stadtklima und verleiht einem oft unbeachteten Abfallprodukt eine neue Bedeutung. Architektur wird nicht nur gebaut, sondern belebt.

 

Die Zukunft des Bauens liegt nicht allein in neuen Technologien, sondern im Umdenken vertrauter Systeme. Dieses Projekt setzt genau dort an und entwickelt ein Fassadensystem, das Begrünung, Ressourcenschonung und Gestaltung zu einer Einheit verbindet. Ausgangspunkt ist der Wunsch, Fassaden nicht länger als passive Hüllen zu verstehen, sondern als aktive, lebendige Elemente des Stadtraums.

Im Gegensatz zu vielen etablierten Begrünungssystemen, die oft auf Metallgestelle, Kunststofftröge oder komplexe Bewässerungstechnik setzen, basiert dieses Konzept auf einem anderen Gedanken. Statt zusätzliche Strukturen an die Fassade zu hängen, wird die grüne Oberfläche selbst zum architektonischen Element. Das Projekt grenzt sich dadurch klar von den etablierten Systemen ab, da es kein technisches Add-On darstellt, welches in seinem Erhalt und der Pflege autonom funktioniert. Regenwasser wird direkt vom Dach in die komplexe Struktur der Module geleitet und über die gesamte Fassade verteilt, wodurch alle Pflanzen gleichmäßig bewässert werden können.

Begrünte Fassaden sind dabei mehr als nur dekoratives Beiwerk. Sie leisten einen aktiven Beitrag zur Verbesserung des Stadtklimas, indem sie die Umgebungstemperatur senken, Luftfeuchtigkeit regulieren und Feinstaub aus der Luft filtern. Sie schaffen neue Lebensräume für Insekten und Vögel, fördern Biodiversität und bringen Natur zurück an Orte, die oft nur aus Stein und Beton bestehen. Gleichzeitig beeinflussen sie auch das soziale Umfeld. Pflanzen an Fassaden verändern die Wahrnehmung von Architektur, schaffen Aufenthaltsqualität und machen Räume einladender. Die Schnittstelle zwischen Mensch, Gebäude und Umwelt wird neu definiert.

Das Projekt versteht sich nicht als fertiges Produkt, sondern als offenes System, das weitergedacht und an unterschiedliche Orte angepasst werden kann. Es ist ein Entwurf für eine Zukunft, in der Bauen und Begrünen nicht im Widerspruch stehen. Eine Einladung, Architektur nicht nur zu gestalten, sondern zu pflegen, wachsen zu lassen und in lebendige Prozesse einzubinden.

In Deutschland fallen jährlich rund 10 Mio. Tonnen an ziegelreichem Abfall aus dem Bau und Abbruch an. Davon sind ca. 5 Mio. Tonnen sortenreiner Ziegelbruch, von dem bereits ca. 84% in der Baustoffindustrie oder als Füllmaterial im Tiefbau recycelt wird.
Green Facades beruhte grundlegend auf der Erforschung der Benutzbarkeit von recyceltem Ziegelmehl in der mordernen Fertigungstechnik des keramischen 3D-Drucks. So sollte an ein bereits bestehendes Recyclingsystem angeknüpft werden und eine neue Möglichkeit in einem zirkulären Fertigungsprozess schaffen. Das Ergebnis waren Module, die mit insgesamt 31% Recyclingmaterial gedruckt werden können. Die Module selbst können am Ende ihres Lebenszyklus wieder zu Ziegelmehl verarbeitet werden und dem Stoffkreislauf zurückgeführt werden. Es zeigt, dass es spannende Möglichkeiten gibt, einem so traditionsreichen und viel vorhandenen Material eine neue Bedeutung zu schenken.

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