Das Lehrgebiet Design for Sustainability & Circularity stellt einen besonderen Schwerpunkt in der Forschung und Lehre des Studiengangs Industrial Design an der Folkwang UdK dar, lautet es doch im Manifest in Arbeit: „Nachhaltigkeit ist für das Industrial Design eine Standardeinstellung.“

Seit 2012 wird das Lehrgebiet durch Prof. Dr. Christa Liedtke, Leiterin der Abteilung Sustainable Consumption and Production (SCP) am Wuppertal Institut (WI), im Rahmen einer Gastprofessur, nebenberuflichen Professur seit 2016, vertreten. Vorher lehrte sie lange Jahre an der Bergischen Universität Wuppertal und der Folkwang UdK (bzw. Universität Duisburg-Essen) im Design.

Die langfristige und fruchtbare Zusammenarbeit zwischen der Folkwang UdK und dem WI wurde 2012 durch einen Kooperationsvertrag gefestigt, um vor allem im Bereich der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, der Forschung und in der Lehre zu kooperieren.

In den Lehrveranstaltungen lernen die Studierenden vielfältige Methoden, um sich den komplexen Systemzusammenhängen der Fragen zur Nachhaltigkeit anzunähern. Auch ist es möglich, sich an Forschungsprojekten der Folkwang UdK und des Wuppertal Instituts zu beteiligen. Im Kern von Forschung und Lehre steht die Frage, wie eine Veränderung hin zu einer dauerhaft zukunftsfähigen Entwicklung der Gesellschaft gestaltet werden kann. Nachhaltige Produkte und Dienstleistungen sind dafür notwendig. „Design for Sustainability“, „Design for Social Change“, „Design for Circularity“ und „Transition Design“ sind zentrale Begriffe des Forschungs- und Lehrgebietes. 

Die Forschung wird über Projekte und Promotionen strukturiert, die vor allem Forschungsfragen von nachhaltiger Produktion und nachhaltigem Konsum adressieren, sowie die theoretischen Grundlagen reflektieren.

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Wenn wir „Nachhaltigkeit als kulturelles Projekt“ (Schneidewind et al. 2018, S.19ff.) begreifen wollen, kommen wir am Design nicht vorbei! Design als „Wissenskultur“ (Mareis 2011) bietet gleichermaßen praktische Ansätze zur konkreten Gestaltung nachhaltigerer Alternativen wie Strategien und Methoden zur Erforschung von Nachhaltigkeitsfragen. Das Lehrgebiet Design for Sustainability & Circularity vereint die Design- und Nachhaltigkeitsforschung in ein symbiotisches Forschungsfeld. Die Ergebnisse des Designs mögen von unterschiedlichster Art sein, aber sie spannen stets ein Netz aus materiellen und semiotischen Verbindungen (Latour 2008). Neben Betrachtungsweisen wie dem „ökologischen Rucksack“ (Schmidt-Bleek 1993) dürfen in der Nachhaltigkeitsanalyse unserer durch Gestaltung materialisierten Kultur Fragen zur „Bedeutung“ (vgl. Krippendorff 2012) von Produkten und Dienstleistungen nicht außer Acht gelassen werden. Design ist prädestiniert dafür, mit multidisziplinären „Wicked Problems“ (Rittel 2010 [1973]) umzugehen, Wechselwirkungen zu erkennen und zwischen ungleichen Faktoren abzuwägen, Kompromisse einzugehen und trotz Ambivalenzen am Ende konkrete ganzheitliche Lösungen zu entwickeln. Und wir benötigen wissenschaftlich fundierte, praktische Lösungen – und nicht bloß Theorie – wenn wir die ökologischen und sozialen Herausforderungen des Klimawandels meistern wollen. Die Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen dienen dabei als Werte- und Zielrahmen.

Mit dem Lehrgebiet Design for Sustainability & Circularity existiert an der Folkwang UdK ein thematischer Fokus, der vor allem auch für die zweite und dritte Bildungsstufe vielfältige Perspektiven eröffnet. Aktuell forschen drei Promovierende im Bereich Design for Sustainability & Circularity und weitere Promotionsvorhaben sind in der Vorbereitung.

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Quellen:

Krippendorff, Klaus & Michel, Ralf (2012): Die semantische Wende: Eine neue Grundlage für Design. Basel/Boston/Berlin: Birkhäuser.

Mareis, Claudia (2011): Design als Wissenskultur : Interferenzen zwischen Design- und Wissensdiskursen seit 1960. Bielefeld: Transcript.

Rittel, Horst W. J. (2010 [1973]): Dilemmas in einer allgemeinen Theorie der Planung. In: Edelmann, Klaus Thomas/Terstiege, Gerrit: Gestaltung denken. Grundlagentexte zu Design und Architektur. Basel/Boston/Berlin: Birkhäuser.

Schmidt-Bleek, Friedrich (1993): Wie viel Umwelt braucht der Mensch? MIPS – Das Maß für ökologisches Wirtschaften. Berlin: Birkhäuser.

Schneidewind, Uwe (2018): Die Große Tranformation: Eine Einführung in die Kunst gesellschaftlichen Wandels. Frankfurt am Main: Fischer.

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